Bogenschiessen
Koreanisches Bogenschießen - Gungsul (Technik des Bogens) / Gukgung / Gungdo (Weg des Bogens)
(weitere Informationen für Mitglieder im internen Bereich)
Geschichtlicher Hintergrund
Auf der koreanischen Halbinsel wird Bogenschießen schon seit Jahrtausenden praktiziert.
Bis zum 16. Jahrhundert waren Bogenschützen eine der tödlichsten Waffen des koreanischen Militärs und in ganz Asien berühmt. Zweitausend Jahre lang deckten die koreanischen Bogenschützen in vielen Kämpfen die Feinde mit tödlichen Pfeilen ein und schlugen so ausländische Invasoren zurück.
Für die Koreaner ist spätestens seit ihrem Sieg im 16. Jahrhundert über die Japaner der Bogen nicht mehr wegzudenken.
Das Bogenschießen liegt den Koreanern also quasi im Blut.
Als erster Meisterbogenschütze der koreanischen Geschichte gilt Jumong, der Gründer des Goguryeo-Reichs. Er regierte von 58 v. Chr. bis 19 v. Chr.
Wie in vielen prähistorischen Gesellschaftsformen wurden auch in Korea Pfeil und Bogen für die Jagd und den Krieg eingesetzt.
In Korea hat das Bogenschießen aber über die Jahrtausende hinweg und trotz des Aufkommens von Feuerwaffen besonders tiefe Traditionen bewahrt. Denn in der traditionellen koreanischen Gesellschaft war es weit mehr als eine einfache Waffenkunst. Für die Edelleute aus alter Zeit gehörte es zusammen mit Etikette, Musik, Reiten, Kalligraphie und Mathematik zu den so genannten Sechs Hohen Gesellschaftlichen Künsten, die man zu kultivieren hatte.
Bogenschießen galt schon bei den Klassikern des Konfuzianismus als eine hervorragende Schulung für Körper und Geist. So heißt es zum Beispiel im Buch der Riten, einem der Fünf Klassiker des konfuzianischen Kanons: „Für den Edelmann bedeutet das Bogenschießen, den Geist zu bewahren.“ Das heißt, dass Ziel des Bogenschießens ist letztendlich die Schulung der Geisteshaltung. Es erfordert geistige Disziplin, Ausdauer und Geduld sowie Konzentration, und das auch unter erhöhtem Druck, etwa in einer konkreten Gefahrensituation. Das Bogenschießen beinhaltet Gebote, die über den Sport hinaus auf das Leben an sich und konkrete Lebenssituationen anwendbar sind.
Gebote wie: „Wenn du dein Ziel verfehlst, schau nach innen, um eine Lösung zu finden" und „Aus einer aufrichtigen Einstellung entsteht ein aufrichtiger Körper" bedeuten, dass die Bogenschützen daran arbeiten sich selbst mental und emotional zu verbessern.
Viele Bogenschützen sagen heutzutage, der Sport hätte ihre Beziehungen verbessert, den Stress in ihrem Leben verringert und ihre Gesundheit verbessert. Dies zeigte sich unerwarteter Weise in niedrigerem Blutdruck und weniger Rückenschmerzen.
Obwohl Bogenschießen seit ältester Zeit eine wichtige Disziplin in Korea war, gewann es in der Joseon-Zeit (1392 - 1910) besonders stark an Verbreitung und war bei König und Untertanen gleichermaßen beliebt.
Koreanisches Bogenschießen - Heute
Im heutigen Südkorea gilt Bogenschießen als eine Kampfkunst wie der Nationalsport Taekwondo. Es gibt auch ein entsprechendes Rangsystem: Die koreanischen Bogenschützen zeigen ihren Rang an, indem sie die Bogenhüllen mit der Mugunghwa (auch Sharonrose, einer Hibiskusart) schmücken. Je mehr Mugunghwa, desto höher der Rang des Schützen und desto größer sind sein Können und seine Erfahrung.
Die Mugunghwa obwohl nie offiziell dazu ernannt, wird von den Koreanern als ihre Nationalblume betrachtet. Sie kommt sogar in der Nationalhymne vor.
Zwischen dem internationalem Zielbogenschießen und dem traditionellem koreanischem Bogenschießen gibt es einige Unterschiede.
Ein Unterschied ist zum Beispiel die Entfernung zum Ziel. Beim internationalen Zielbogenschießen beträgt die größte Entfernung von den Bogenschützen zum Ziel nur etwa 90 Meter, beim traditionellen koreanischen Bogenschießen sind es 55 Meter mehr, also 145 Meter. Ein weiterer Unterschied ist, dass beim internationalen Zielbogenschießen eine Zielscheibe mit einem schwarzen Punkt als Volltreffermarkierung verwendet wird, wobei verschiedene Ringe vom Zentrum nach außen verlaufen. Im traditionellen koreanischen Bogenschießen gibt es hingegen nur Treffen oder Verfehlen.